Wie kommt Farbe ins Auto-Cockpit? Wie werden Kunststoffteile in Form gebracht? Solchen Fragen gingen Schüler des halleschen Christian-Wolff-Gymnasiums bei der Exipnos GmbH auf den Grund. Die Praxistage waren Teil der Junior-Ingenieur-Akademie, mit der die Deutsche Telekom Stiftung Lernkooperationen zwischen Schulen, Unternehmen und wissenschaftlichen Einrichtungen unterstützt.
Merseburg, 29. März 2017. „Technik finde ich sehr interessant“, sagt Lars Kochmann. Die Entscheidung für die „Junior-Ingenieur-Akademie“, ein an deutschen Schulen leider noch nicht alltägliches Wahlpflichtfach, ist dem Neuntklässler des Christian-Wolff-Gymnasiums deshalb leichtgefallen. Nicht zuletzt mit Blick auf die anstehende Berufswahl: „Bei der Junior Akademie arbeiten wir selbst an technischen Lösungen und können auch mal Betriebe von innen sehen, so wie heute.“
Diese Chance nutzten Lars und dreizehn weitere Mitschüler an zwei Tagen im März bei der Exipnos GmbH in Merseburg. Im Farblabor erfuhren die Jugendlichen zum Beispiel, dass es beim Colorieren von Kunststoffen nicht nur auf die mikrogrammgenaue Dosierung von Pigmenten ankommt, sondern auch, dass zum Beispiel raue Oberflächen andere Farbtöne erzeugen als glatte. In der Werkhalle lernten die Schüler anschließend die Zukunft der Teilefertigung kennen: Mit der von Exipnos entwickelten Direktcompoundiertechnologie DCIM produzierte Mitarbeiterin Claudia Bröschke mehrere Dutzend Prüfkörper. Diese testeten die Schüler anschließend im firmeneigenen Materiallabor nach Normen der Automobilindustrie auf Eigenschaften wie Zugfestigkeit oder Schlagzähigkeit.
„Es war interessant zu erleben, wie zwei bisher getrennte Verfahren in einer Maschine funktionieren: Compoundieren und Spritzgießen“, fasst Gymnasiast Justin Richter am Ende die abwechslungsreichen zweieinhalb Stunden zusammen, „und auch die Exaktheit bei der Farbmischung hätte ich so nicht erwartet“. Sein Freund Jan, den die Prüfung der Kunststoffe am meisten beeindruckte, zeigte sich überrascht von den viefältigen Aufgaben des Automobilzulieferers, allerdings auch in einem Punkte enttäuscht: „Ich hätte gedacht, die Firma wäre größer.“
Exipnos-Geschäftsführer Peter Putsch, der den Schülern persönlich das Unternehmen vorstellte, sieht sich auch nach diesen Praxistagen in seinem nunmehr fast dreijährigen Engagement für die Junior-Ingenieur-Akademie bestärkt: „Was ein Friseur, ein Verkäufer oder Lehrer macht, kann sich fast jedes Kind ungefähr vorstellen. Ingenieure oder Techniker aber arbeiten meist hinter verschlossenen Türen, im Verborgenen. Wenn wir als Unternehmen auch künftig gute Fachkräfte gewinnen möchten, müssen wir den Jugendlichen unsere Türen öffnen“, weiß der Vater von fünf Kindern: „Denn wer sollte sich für einen Beruf, sprich: einen Lebensweg entscheiden, von dem er überhaupt keine Vorstellung hat?“
Aus diesem Grund beteiligt sich Exipnos auch sehr gern an einer weiteren Initiative, die dem Nachwuchs die Chance bietet, in unbekannte Berufswelten hinein zu schnuppern: gemeint ist der Zukunftstag (Girls' und Boys' Day) am 27. April. „Interessierte Mädchen und Jungen“, ermuntert Putsch zur Kontaktaufnahme, „sind bei uns an diesem Tage herzlich willkommen“.
wurde 2005 durch die Deutsche Telekom Stiftung ins Leben gerufen, um die Technikbildung und Berufsorientierung in der gymnasialen Mittelstufe zu unterstützen. Mit dem Leuchtturmprogramm wurden Junior-Ingenieur-Akademien als Wahlpflichtfach-Angebote bereits in fast 80 Schulen bundesweit etabliert. Seit 2014 zählen auch das Georg-Cantor- und das Christian-Wolff-Gymnasium in Halle dazu.
Zu den Partnern für das vielseitige, praxisorientierte Programm zählen in der Region unter anderem das Fraunhofer Center für Silizium Photovoltaik (CSP), die Hochschule Merseburg, das BMW-Werk Leipzig, die Stadtwerke Halle und auch die Exipnos GmbH in Merseburg.
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